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Beckrather Mühle

Die Windmühle stand am Feldweg nach Buchholz, 300 m hinter dem heutigen Bahnübergang, an der Eisenbahnstrecke Mönchengladbach-Aachen, auf der rechten Feldseite. Bis zum Gehöft des Müllers sind es noch 100m an der Feld-Wegkreuzung Herrath-Wickrathhahn-Buchholz.
Dieser Standort ist wichtig wegen des ungehemmten Windeinfalls im freien Gelände.  Die Niveaulinie beträgt hier 81m über NN, also einer der höchsten Punkte im Beckrather Feld.

Der Bau der Mühle dürfte um das Jahr 1750 erfolgt sein. Es handelt sich anfangs um eine Pachtmühle, die von mehreren Pächtern nacheinander bewirtschaftet wird. Verlässliche Unterlagen sind aus dieser Frühzeit nicht mehr auffindbar. Sie sind wahrscheinlich durch kriegerische Ereignisse verloren gegangen. Der ursprüngliche Eigentümer ist namentlich nicht feststellbar. Der Vorpächter Franz Liffers verlässt das Anwesen und übernimmt am 1.10.1885 die Gerkerather Mühle bei Rheindahlen.
Anschließend gibt es einige Jahre Stillstand, bis die Familie Coenen 1890 als neuer Pächter nach Beckrath kommt, und der Großvater von Heinrich Coenen (Müehle Heini) den Betrieb 1898 ankauft. Sein Sohn, Wilhelm Coenen, als gebürtiger Niederländer mit der Mühlenwirtschaft gut vertraut, heiratet 1906. Er bewirtschaftet mit seiner Großmutter und zwei Brüdern (Johann und Gerhard) den Betrieb, also Landwirtschaft und Müllerei.

 

Das Mahlwerk ermöglicht die Herstellung von Viehfutter aus Gerste, Hafer und Roggen. Auch Schroten von Roggen für das Backen des Rheinischen Schwarzbrotes und Feinmahlen von Weizen wird ausgeführt. Allerdings nicht in der heute üblichen Feinheit (z.B. Mehl-Type 405).
Da aber in der damaligen Zeit in jedem Haushalt und Bauernhof ein rundes Haarsieb vorhanden ist, besteht die Möglichkeit, das Weizenmehl durch Aussieben der Körnerschalen (Kleie) zu verfeinern. Die Kleie ist ein vorzügliches Viehfutter und als Beimischung zu Wurst und Panhas bei der Hausschlachtung bestens verwendbar.
Der Verzehr dieser Stoffe ist viel gesünder als unsere heutige Lebensweise, mit dem hohen Anteil an Weizenmehl und Gebäckwaren. Für teures Geld kauft man Kleie in Reformhäusern, um durch nachträgliche Beimischung die Nahrungswerte zu verbessern.
Bei guten Windverhältnissen können 8 – 10 Zentner (400 – 500 kg) Getreide stündlich gemahlen werden. Als Mahllohn werden 8 Pfund Getreide von 100 Pfund Anlieferung einbehalten. Der Müller hat nun die Möglichkeit, über Viehmast und -verkauf wieder Bargeld zu erzielen. 8 Pfund Roggen oder Weizen entsprechen im Jahre 1938 etwas 1,70 RM bei einem Doppelzentner-Preis von 42 Reichsmark (RM).
Landwirte lassen größere Mengen schroten, die beim Dorfbäcker deponiert werden. Beim Einkauf der Schwarzbrote rechnet man das Gewicht von der gelieferten Schrotmenge ab, bis der Vorrat verzehrt ist.

Nach dem 1.Weltkrieg um 1920 wird neben der Mühle ein Benzinmotor aufgestellt, der über einen Treibriemen bei Windstille das Mahlwerk in Gang setzt. Der Motor ist nach dem damaligen Stand der Technik so groß, daß ein besonderer Schuppen hierfür errichtet wird.

Es gibt viel zu tun, müssen doch die Getreidesäcke in Beckrath, Herrath, Buchholz und Wickrathhahn mit einem vierrädrigen Planwagen geholt und am Wochenende das Mahlgut zurückgebracht werden. Die Landwirte liefern größere Getreidemengen mit eigenem Fuhrwerk an. Schwierig wird es, wenn längere Windstille den Mahlbetrieb unmöglich macht. Oberstes Gebot ist also die Ausnutzung der Windkraft, deshalb wird auch – wenn die Situation es erfordert – nachts und sonntags gemahlen.

 

Einige Daten zur Mühle::

  • Der Durchmesser am Fuß betrug etwa 7 m und oben 5 m.
  • Die Gesamthöhe der Mühle mit Drehhaube betrug 10 m.
  • Das Ziegelmauerwerk war unten 80 cm stark und verjüngte sich zur Mauerkrone auf 50 cm.
  • Die Holzflügel, mit aufrollbaren Leinenplanen bespannt, konnten mit der Drehhaube entsprechend der Windrichtung ausgerichtet werden. Mittels einer Stützvorrichtung wurde die Drehhaube bewegt und über Ketten und Zugvorrichtung an eingerammten Holzpfählen festgelegt.
  • Eine schmale Holztreppe führte innen wendelförmig bis zur Mühlenkrone. Die Deckenbalken bestanden aus 20 x 40 cm starkem Eichenholz, da neben der Last aus Getreide und Mehlsäcken auch das Mahlwerk mit den schweren Mühlsteinen (40 cm dick und 140 cm Durchmesser) gehalten wurde.
  • Die Getreidesäcke gelangen mit einem Kettenzug in die obere Mühlenplattform, wo über ein Schüttelrost das Getreide gesiebt in das Mahlwerk läuft. Die Doppelklappe im Boden fällt nach dem Durchgang des 100 kg schweren Sackes wieder zu, ein guter Unfallschutz!
  • Im Jahre 1935 wird das Ende der Windmüllerei durch ein Gewitter eingeleitet. Der Blitzschlag beschädigt zwei Mühlenflügel so stark, dass ein Mahlen mit Wind nicht mehr möglich ist.
  • Nun lässt Familie Coenen für den Antrieb einen Elektro-Motor von 20 PS in der Mühle aufstellen. Die Montage erfolgt durch den Installateur und Klempner Wilhelm Kuhlen aus Beckrath. Trotz dieser Modernisierung bleibt die Müllerei eine schwere Arbeit, da noch vieles von Menschenhand zu erledigen ist. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel tausende Zentner Getreide im Laufe der Jahrzehnte durch das Mahlwerk gelaufen sind.
  • Das endgültige Ende der Beckrather Mühle ist wieder ein Gewaltakt! Am 27.Februar 1945, im letzten Kriegsjahr, wird der massive Mühlenturm durch amerikanische Artillerie und Panzergranaten so zerschossen, dass nur noch eine Ruine übrigbleibt.
  • Am Vortag sind deutsche Soldaten, die hier eine Beobachtungs- und Funkstation errichtet hatten, bereits abgerückt. Die Beschießung ist also völlig sinnlos, wie so vieles im Krieg!
  • Die Familie Coenen muss abermals einen großen wirtschaftlichen Verlust tragen.
  • Nach Kriegsende wurde der Motor und der Rest des Mahlwerks aus den Trümmern geborgen und im Sommer ein provisorischer Mahlbetrieb mit einem Mahlgang auf dem Hof eingerichtet.